Restaurierung 2012
Da „Kleinschwabhäuser Orgel-Positiv“, Erbauer unbekannt, Baujahr um 1650.
Manual, C, D…c“‘ | |
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Gedackt | 8′ |
Quintadena | 4′ |
Principal | 2′ |
Sifflöt | 1′ |
Cymbel | 1-2 fach |
Technisches System: mechanische Schleiflade, Schleifenteilung bei cs’/d‘
Stimmungsart: stark gemilderte mitteltönige Stimmung
Stimmtonhöhe: a‘ = 465 Hz bei 18°C
Winddruck: 60 mmWS
Aus der Pressemitteilung des Bachhauses Eisenach zum 327.Bachgeburtstag am 21. März 2012
… Bereits Ende 2009 hatte das Bachhaus eine Rarität erworben: ein Thüringer Orgelpositiv, gebaut ca. 1650. Es stammt aus Kleinschwabhausen bei Weimar und wurde in Traunstein/Chiemgau versteigert. „Es ist das älteste erhaltene Thüringer Orgelpositiv“, stellt Instrumentenwart Uwe Fischer fest – und von hoher Seltenheit, denn nur drei weitere barocke Thüringer Orgelpositive sind noch erhalten. Im Instrumentensaal des Bachhauses, in dem bislang Orgeln aus der Schweiz und Österreich erklangen, kann damit künftig ein regionales Instrument vorgeführt werden, wie es Bach kannte. Dass Bach, der 1708-17 im zehn Kilometer entfernten Weimar Hoforganist war, gerade dieses Instrument kannte, ist zwar nicht bis ins letzte belegt, aber durchaus möglich: Fest steht, dass Bachs Freund, der Weimarer Hoforgelmacher Heinrich Nicolaus Trebs die Orgel 1724 und erneut 1740 instandsetzte, und dass Johann Caspar Vogler, einer von Bachs bedeutendsten Schülern und sein Weimarer Nachfolger als Hoforganist, die Orgel in den Jahren 1738, 1740 und 1744 prüfte.
Nicht nur die Geschichte des Instruments, auch die Restaurierung steckte voller Überraschungen: Die Eisenacher Kunstrestauratorin Denise Motschmann entdeckte unter dem grünen Anstrich des 20.Jahrhunderts die noch genau erkennbare barocke Farbfassung – eine grauschwarze Marmorierung. Plötzlich erschien eine originalgetreue Herstellung des Äußeren möglich, mit der das Bachhaus den Neudietendorfer Orgelmaler und –restaurator Albert Hornemann beauftragte. Dieser war eigentlich bereits im Ruhestand, doch die Wiederherstellung dieser Kostbarkeit ließ er sich nicht nehmen. Das Schleierbrett vor den Orgelpfeifen mitsamt seinen dicken Engeln entpuppte sich als schöne, aber leider unhistorische Erfindung des 20.Jahrhunderts. Nach einem Leipziger Vorbild wurde ein neues aus Lindenholz geschnitzt …In der Werkstatt von Orgelbaumeister Joachim Stade aus Waltershausen wurde unterdessen nicht nur ein neuer Tretbalg eingebaut, sondern auch die Schleifen und Ventile der Traktur abgedichtet und die Windzuführungen für die Pfeifen nach historische Bauweise erneuert. Ankauf und Restaurierung der Orgel kosteten knapp 61.000 €.
Das Positiv präsentiert sich nun wieder in einem stilistisch einheitlichen Bild, auch wenn die Substanz verschiedenen Jahrhunderten entstammt. Es ermöglicht das Musizieren gemäß historischer Aufführungspraxis, authentisch von der manuellen Winderzeugung über die historische Klaviatur, die Disposition, bis hin zur Tonhöhe, Stimmtemperatur und dem Klang der Pfeifen – nach unserem heutigen Verständnis. Diese Einschränkung ist wichtig, da z.B. auch 1950 mit ähnlichem Anspruch, aber völlig anderem Ergebnis gearbeitet wurde. So ist jede Restaurierung auch Zeugnis ihrer eigenen Epoche.