Orgelbau Waltershausen GmbH
Schwickershausen

Schwickershausen

Restaurierung 2013

Erbauer: Johann Michael Wagner / Schmiedefeld. Baujahr: 1800 (lt. Archiv)


Disposition:

Manual, C, Cs…c“‘
Principal4′Prospekt, neu
Bordun8′
Viol di Gamba8′
Fleut douce4′konische gedeckte Metallpfeifen
Kleingedackt4′
Octave2′
Mixtur3fach
(Vacat)
Pedal, C, Cs…c‘
Subbaß16′
Octavbaß8′
Posaunenbaß16′rekonstruiert, Becher aus Holz

Technisches System:      mechanische Schleifladen

Stimmtemperatur:         gleichstufig

Stimmtonhöhe:               434 Hz bei 15,0°C

Winddruck:                    65 mmWS

Das Gehäuse der Wagner-Orgel stammt aus der Übergangszeit des Rokoko zum Klassizismus und hat damit eine ganz eigene, unverwechselbare Prägung. Fast könnte man es schon als Vorwegnahme des Jugendstils betrachten. Andererseits entspricht die Gliederung ganz der traditionellen, thüringischen Bauform mit fünfteiligem Manualprospekt und seitlichen Harfenfeldern des Pedalwerkes, die mit metallimitierenden Holzpfeifen gefüllt sind.

Die ursprünglichen Zinnpfeifen waren nach dem I.Weltkrieg durch Zinkpfeifen ersetzt worden. Dabei wurde der Silberbronzeanstrich auch auf die Pedalpfeifen aus Holz mit aufgebracht.

Vor der Restaurierung war die Spielbarkeit des Instrumentes stark eingeschränkt. Risse in den Laden und ein beschädigter Balg führten zu Windverlust. Die Orgel war stark verschmutzt und es war Anobienbefall festzustellen.

Diskutiert wurde im Vorfeld der Umgang mit den veränderten Registern, insbesondere, ob die Disposition vollständig zurückgeführt werden sollte. Dies betraf die Posaune 8′, die durch eine Zinktrompete der 1.Hälfte des 20.Jhd. ersetzt war und die gegen eine Hohlflöte 8′ getauschte Vox humana 8′. Das dritte, veränderte Register (Kleingedackt 4′  statt Nasat 3′) enthielt noch den originalen Bestand.

Letztlich fiel die Entscheidung jedoch für eine weitgehende Beibehaltung des gewachsenen Bestandes. Entscheidend war neben den Kosten die Tatsache, daß eine Vox humana mangels professionellem Organisten kaum gepflegt werden konnte. Da die Hohlflöte auf dem letzten Stock den Zugang völlig verbaute, wurde die Einlagerung beschlossen. Das Kleingedackt 4′ wurde belassen. Die Posaune 8′ wurde jedoch als Holzregister rekonstruiert, da sie für die Gravität des Orgelklanges entscheidend ist. Die enge Metalltrompete spaltete sich klanglich ab und konnte ihrer Funktion nicht gerecht werden. Außer den Ausstemmungen in den Stöcken fanden wir noch zwei Becherreste, anhand derer sich die Bechermensur hinlänglich rekonstruieren ließ.

Die Pfeifen des Registers Kleingedackt stammen teilweise aus dem Nasat 3′. Für dieses Register ist eine Teilung nachweisbar, von C-h° Besetzung mit der Nasatquinte 3′, ab c‘ stand hier ursprünglich ein Cornett 3 fach (2 2/3′ – 2′ – 1 3/5′). Für die Klangvielfalt der Orgel wäre dieses Register interessanter, als ein zweites 4′-Flötenregister. Sofern zu einem späteren Zeitpunkt doch noch eine Vox humana 8′ eingebaut wird, wäre auch für das Nasat eine Rückführung wünschenswert. Damit wäre dann das bauzeitliche Klangkonzept wieder stimmig.

Die Orgel ist nun wieder uneingeschränkt verwendbar und präsentiert sich optisch und klanglich als Kleinod des typischen, jedoch sehr individuellen thüringischen Orgelbaus. Jedes einzelne dieser Orgelwerke ist durch seine individuelle Gestaltung ein Schatz, den es unbedingt zu bewahren und zu pflegen gilt.

Die Johann Michael Wagner – Orgel erklingt jetzt weitgehend in alter Schönheit. Die beiden zum Urzustand fehlenden Register wären noch eine schöne Bereicherung, doch auch so handelt es sich um ein schönes Instrument mit vielfältigen Möglichkeiten.

Die Stöcke des Registers Posaune 8′ im Pedal haben noch die alten Aussparungen von den Holzstiefeln der Posaune, darüber wurde das Raster für die Metallstiefel der Pedaltrompete gesetzt (Vorzustand).

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