Restaurierung 1999
erbaut 1794
In der Kirche von Waltersdorf ist ein Instrument des Orgelbauers Gotthold Claunigk aus Sonnewalde (Niederlausitz) erhalten. Die Orgel hatte eine recht wechselvolle Geschichte, die nicht spurlos an ihr vorüber ging. Abgesehen von den in gewissen Zeitabständen nötigen Erhaltungsmaßnahmen wurde sie nach knapp 100 Jahren klanglich dem veränderten Zeitgeschmack angepaßt. Das Pedal sollte erweitert werden und erhielt eine pneumatische Windlade. Die Spielanlage wurde in damals üblicher Weise modernisiert. Dem ersten Weltkrieg wurden, wie fast überall, die Prospektpfeifen aus Zinn geopfert. Zuletzt wurde im Zuge der Kirchensanierung das Pfeifenwerk abgetragen und auf dem Kirchenboden ausgelagert und die bis dahin erhaltene Windanlage abgebrochen. Dennoch fand sich noch ein beachtlicher Teil historische Substanz, der Grundlage für eine umfassende Restaurierung wurde.
Die ursprüngliche Disposition der Manuallade ist eindeutig überliefert, da auf den Stöcken der Lade der jeweilige Registername verzeichnet ist. Beim Freilegen der Staffelbretter fanden sich außerdem unter mehreren Farbschichten die meisten Registerschilder aus Papier in noch lesbarem Zustand.
Der seitlich neben den Staffelbrettern im Gehäuse befindliche Pedalzug zeigte zwar den Abdruck, jedoch kein Papierschild mehr, so daß die Pedalbesetzung spekulativ bzw. das ursprüngliche Vorhandensein des Pedales eher fraglich bleibt.
Eine konsequente Rückführung auf den Erbauungszustand wurde sowohl aus finanziellen Gründen, als auch wegen der mangelhaftenQuellensituation, sowie aus praktischen Gründen (Verzicht auf Subbaß, Platz auf der Empore) nicht angestrebt. Die Besetzung der Manuallade wurde wieder auf den Urzustand zurückgeführt. Dies war aufgrund der eindeutig belegbaren Disposition möglich. Alle ergänzten Pfeifen wurden ausgesondert da Sie mehr zufällig und nicht mehr nachvollziehbar aus anderen Orgeln zusammengetragen waren. Die Pedaldisposition blieb mit Violon 8′ und Subbaß 16′ erhalten, jedoch wurde letzterer neu gefertigt, vor allem wegen starken Anobienbefalls.
Ein Neubau ist auch die zugehörige Windlade mit Ton- und Registertraktur, als Ersatz für eine pneumatische Lade von 1912. Alle Teile wurden in historischer Bauweise, nach dem Vorbild des Manualwerkes gefertigt. Das Gehäuse wurde neu aufgebaut, ungefähr am vorgefundenen Platz. Die Pedallade für zwei Register erfordert eine etwas größere Tiefe, so daß der Anschluß zur Wand ergänzt werden mußte. Die Farbfassung wurde vollständig erneuert, da sie nicht mehr tragfähig war. Insbesondere Ölanstriche auf älteren Leimfarben hatten keine ausreichende Haftung mehr. Die Farbgebung wurde auf die Vorgaben im Raum (vor allem Kanzel) abgestimmt. Das Schnitzwerk wurde mit einer Ölvergoldung versehen.