Eine Windanlage der besonderen Art befindet sich in der Schlosskirche zu Gotha.
Diese wurde im Zuge des 1906 durch die Orgelbaufirma Böhm vorgenommenen Orgelumbaus gefertigt.
Die Windanlage besteht aus einem großen Magazinbalg mit drei Schöpfbälgen.
Unter den Schöpfbälgen verläuft eine Exzenterwelle. Die Exzenter laufen durch schmale Schmierwannen, so dass bei jeder Umdrehung Öl aufgenommen wird, um ein leichtes Gleiten am Schöpfer zu gewährleisten.
1917 erhielt die Anlage zusätzlich ein Handrad mit Getriebe für den manuellen Betrieb.
Vor Beginn der in den Jahren 2015 und 2016 erfolgten umfassenden Restaurierung der Schlosskirchenorgel waren nur noch wenige Teile dieser bemerkenswerten Anlage erhalten. Hierzu zählen zwei Schöpfbälge, die alte Exzenterwelle, das Getriebe mit Handrad von 1917, die Befestigung eines Zwischenrades an der südlichen Mauer und die Befestigungsplatte des Motors auf dem Fußboden.
Für die Rekonstruktion des Transmissionsantriebes konnten wir auf ein Vorbild in der Marktkirche von Bad Langensalza zurückgreifen. Dort sind im demontierten Zustand nahezu alle Teile erhalten, selbst der Elektromotor.
Die Anlage haben wir zunächst zeichnerisch rekonstruiert und dann die Riemenscheiben nach dem Vorbild von Bad Langensalza nachgefertigt.
Durch die Aufhängung der Rückschlagventile der Schöpfbälge an der oberen Magazinbalgplatte erübrigt sich ein Herunterregeln des Motors bei geringem Windverbrauch. Wenn das Magazin voll ist, wird somit kein Wind mehr geschöpft, er strömt nur noch von einem Schöpfbalg in den nächsten, die Anlage ist im Leerlauf.
Mit der Rekonstruktion der alten Schöpfanlage konnte ein kaum noch bekannter Aspekt der Elektrifizierung der Orgelgebläse dem Vergessen entrissen und wieder erlebbar gemacht werden.